Es wird gut, kleine Maus
Es wird gut, kleine Maus
von: Gabriele Kloes
Illustrationen: Jutta von der Lühe
Erscheinungsjahr: 2016
37 Seiten
ab 4 Jahren
19,95 €
ISBN: 978-3-86321-294-0
Verlag: Mabuse
Inhalt
Ein Kind muss den Tod seiner Mutter verkraften und verstummt. Die besonderen Bilder dieses Buchs zeigen immer den Garten – einen Baum, Gras, Tiere, Blumen. Es tut dem Kind gut, in der Natur, im Gras zu sein. Dabei beschreibt es sich sehr gut: die Gedanken sind wirr, das Sprechen will nicht mehr gelingen. Der erschütternde Verlust überschattet alles – sogar das Sprechen. Die Worte sind unaussprechlich, die Sehnsucht nach Mama ist unermesslich.
Auch seinen Papa erkennt es oft nicht wieder, auch ihm geht es nicht gut, auch er ist traurig. Trotzdem kümmert er sich liebevoll um sein Kind. Er redet ihm gut zu, bleibt bei ihm, bis es endlich einschlafen kann, bereitet ein Picknick im Garten vor.
Als es im Garten eine Spitzmaus zu entdecken gibt, wird das Kind neugierig. Es wünscht sich, die kleine Maus zu sehen. Aufmerksam beobachtet es das Gras, bis es die Spitzmaus wirklich sieht. Die Überraschung und Freude darüber schaffen es, dem Kind einen ersten Ausruf, oh, zu entlocken. Es möchte gern mit seinem Papa über Spitzmäuse reden, aber das klappt noch nicht. Mit Händen und Füßen beschreibt es ihm deshalb seine Gedanken über die Maus, Papa lacht sogar wieder fröhlich.
Vielleicht hilft es, in einem Tagebuch zu schreiben und zu malen. Tatsächlich sortiert das die wirren Gedanken. Das Kind schreibt alles auf, was es im Garten um sich hat. Endlich kommt auch die niedliche Spitzmaus hervor. Zu ihr kann das Kind schließlich einen ganzen Satz sagen. Glücklich darüber, ruft es nach seinem Papa. Endlich kann es auch wieder mit seinem Papa sprechen, die Worte fliegen nur so aus dem Mund. Die beiden freuen und umarmen sich. Sie erzählen sich Mäuse-Geschichten. Sie denken an Mama.
Sie sitzen noch im Gras, bis es dunkel ist. Gemeinsam schauen sie schweigend in die Sterne. Es ist nicht länger bedrohlich, auch mal zu schweigen. Denn das Sprechen ist wieder möglich.
Meine Meinung
Wunderschön, tieftraurig und voller Hoffnung beschreibt dieses Kinderbuch, wie sich die Trauer über einen schwerwiegenden Verlust auf das Sprechen auswirken kann. Das Kind in Es wird gut, kleine Maus verstummt, weil ein geliebter Mensch gestorben ist.
Es braucht seine Zeit, um die traumatische Erfahrung zu verarbeiten. Die Hinweise, was ihm dabei helfen könnte, kommen von seinem Papa. Ein Kind sollte mit seiner Trauer nicht allein gelassen werden. Was in dieser kurzen Geschichte erzählt wird, steht symbolisch für einen längeren Prozess, den vielleicht eine professionelle Unterstützung gut begleiten kann.
In leichter Sprache beschreibt das Kind sich selbst, seine Gedanken und Gefühle sehr eindrücklich. Die außergewöhnlichen Illustrationen im Collagen-Stil wirken beeindruckend und ziehen in ihren Bann. Während das Kind im Lauf der Geschichte seine Sprache wiederfindet, werden die Illustrationen immer heller und farbenfroher.
Das Zusammenspiel zwischen kurzen Texten und kraftvollen Illustrationen lässt die Leser*innen schnell die große Trauer spüren, die das Kind empfindet. Das gemeinsame Lesen dieses Kinderbuchs kann dazu beitragen, Trauer zu thematisieren, sie bewusst zu machen und Tränen zuzulassen. Damit auch Neugier und Lebensfreude wieder Raum einnehmen dürfen. Damit ein Kind das Schweigen überwinden kann.
Rezensionsexemplar – Herzlichen Dank an den Mabuse-Verlag.