Hochsensibilität Blüten Baum Bank

Was ist Hochsensibilität?

Hochsensibilität als Wahrnehmungsbegabung

Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Es entsteht durch eine Besonderheit des Nervensystems. Hochsensible Kinder gehen mit einer besonders intensiven Wahrnehmung durch die Welt. Sie erleben rund um die Uhr eine überaus starke Empfindung ihrer Sinne. Sie hören, riechen, schmecken, sehen und fühlen mehr als andere.

Zum einen kann das für Stress sorgen, denn tagtäglich zu wenig gefilterte Eindrücke auf sich einprasseln zu lassen, ist anstrengend. Ein Kraftakt. Hochsensible Kinder bemerken oft schon kleine Veränderungen. Sie beschäftigen sich auch gedanklich sehr stark mit sich und ihrer Umwelt, dafür brauchen sie auch mehr Energie.

Zum anderen ist Hochsensibilität eine Wahrnehmungsbegabung. So bereichert ein hochsensibles Kind den Alltag mit außerordentlichem Mitgefühl, ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, beeindruckender Beobachtungsgabe, hohem Erinnerungsvermögen, Wissbegier, schneller Auffassungsgabe, Kreativität, Feinfühligkeit und einem Blick für Details.

Ein stark reflektiertes und vernetztes Denken ist nicht zu übersehen. Ein großer Wortschatz macht sich bemerkbar. Sehr früh kommen tiefgründige Fragen auf, über die Entstehung des Lebens, Tod, Gott und vieles mehr. Hochsensible Kinder möchten alles ganz genau wissen, aber auch alles ganz gewissenhaft tun. Perfektionismus wird meist ein ständiger Begleiter.

Wie fühlt sich mein hochsensibles Kind?

Ein hochsensibles Kind kann durch seine permanent erhöhte Aufnahmefähigkeit von Reizen und Eindrücken schneller überfordert sein. Ihm helfen Struktur, regelmäßige Auszeiten und regelmäßiges Essen und Trinken, feste Rituale und Rückzugsorte, um sich von den vielen Sinneseindrücken zu erholen und Kraft zu tanken. Wird das nicht beherzigt, sind ein Abtauchen in eine eigene innere Welt, plötzliche Reizüberflutung, starke Aggressivität, massive Wutausbrüche unausweichlich.

Wer mehr wahrnimmt, hat auch mehr zu verarbeiten, das kann zu schlechtem Schlaf führen. Es fällt den Kindern schwer, abends abzuschalten, alleine einzuschlafen, durchzuschlafen. Albträume stören die Nachtruhe. Ein großes Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Geborgenheit kann hinzukommen.

Hochsensible Kinder können bestimmte Kleidung nicht am Körper ertragen – es kratzt, drückt, zwickt in überaus hohem Maße. Scheinbar angenehm flauschige Anziehsachen empfinden sie als schmerzhaft. Manchmal wird dem Wunsch nach festem Druck durch besonders Enganliegendes kaum ein Kleidungsstück gerecht. Das sorgt für Frustration.

Bei Trubel oder in fremder Umgebung kann ein eigentlich aufgewecktes Kind durch seine Hochsensibilität erstmal zurückhaltend und beobachtend erscheinen. Dabei ist es einfach schwer beschäftigt, die vielen neuen Eindrücke in seinem Innenleben zu sortieren.

Veränderungen können für diese Kinder schwer zu verarbeiten sein. Selbst ein lang ersehnter Urlaub oder eine gewünschte Renovierung des Kinderzimmers können Stress auslösen, wenn es soweit ist. Denn jede Veränderung wird von vielen verschiedenen Gefühlen begleitet, die Hochsensible besonders intensiv empfinden.

Eine besondere Herausforderung ist, das überreizte Kind nach nicht alltäglichen Abläufen zur Ruhe zu bringen. Ein schöner Kindergeburtstag, ein gut gemeinter Ausflug, ein altersentsprechender Kinderfilm können hochsensible Kinder derart aufwühlen, dass es zeitweise unmöglich erscheinen mag, das Kind wieder zur Normalität zurück zu begleiten.

Was hilft hochsensiblen Kindern?

Unendlich viel Verständnis und Geduld.

Hochsensible Kinder brauchen starke Eltern. Es ist wichtig, dass sich die Kinder so angenommen fühlen, wie sie sind. Mit der geeigneten Begleitung können die positiven Seiten in den Vordergrund und die schwierigen Dinge in den Hintergrund treten.
Es kann Überschneidungen zwischen dem hochsensiblen Wesenszug und einer sensorischen Integrationsstörung geben. Hier ist eine Ergotherapie sinnvoll und hilft dabei, eine ausgeglichene Körperwahrnehmung zu entwickeln. Hilfreich sind auch Massagen und Wasser, beispielsweise regelmäßiges schwimmen oder baden.

Darüber hinaus hilft es, das Umfeld über die Besonderheit des Kindes zu informieren und dafür zu sensibilisieren.

Die Kinder- und Jugendarztpraxis kann eine Anlaufstelle sein. Auch eine Praxis für Kinder-und Jugendpsychiatrie kann bestätigen, ob es sich um Hochsensibilität handelt. Es gibt dafür keine Diagnose, da es sich um einen Wesenszug handelt. Dr. Elaine Aron, US-amerikanische Psychologin und Sachbuchautorin, hat den Begriff Hochsensibilität geprägt.

Ist mein Kind/bin ich hochsensibel? Der Fragebogen des Vereins Zart besaitet kann ein erster Anhaltspunkt dabei sein, diesen Wesenszug zu erkennen:
Hochsensibilität Test auf zartbesaitet.net

Hinweis:
Diese Informationen sind nicht zur Selbstdiagnose geeignet. Sie ersetzen keinen Arztbesuch.
Es handelt sich um meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen aus meinem Familienleben und um zusätzlich recherchierte Details.
Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit.

Hochsensibilität bei meinem Kind erkennen
Stefanie Kirschbaum,
Diplom-Psychologin und Kinderbuchautorin

Wie erkenne ich, ob mein Kind hochsensibel ist? Welche Eigenschaften und Verhaltensweisen können auftreten? Was hilft im Alltag?